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  GEDANKENSPLITTER 

"Rückreise Søndervig 2017" - GEDANKENsplitter

  • Autorenbild: Art G. Kléber
    Art G. Kléber
  • 16. Dez. 2017
  • 2 Min. Lesezeit

Nun haben wir soeben die Rückreise angetreten Richtung Süden, Richtung Heimat, wo es bekanntlich am schönsten ist, oder es wenigstens sein soll. Und in meinem Falle verhält es sich auch so, dass ich sehr wohl am liebsten zu Hause bin. Um aber nicht den Eindruck zu erwecken ein Stubenhocker zu sein sei gesagt, dass ich das Reisen an sich sehr mag, also die Fortbewegung von A nach B als solche hat es mir mehr angetan als Verweilen irgendwo, die Anpassung an klimatische Veränderungen, Wasserqualität, Speisepläne, matratzenhafte Liegequalitäten, Sitten und Gebräuche.

Begrifflichkeiten wie Zeit und Raum, die in der Heimat nahezu beherrschbar erscheinen verhalten sich auf Reisen wie ungezogene Kinder und narren Reisende nur allzu gern. Warum ist, oder erweckt den Eindruck, Rückreise kürzer als ihr anfängliches Pendant, ermüdet Anreise bleiern schwer und verläuft Rückkehr zumeist geschmeidiger und fragt nicht ständig nach Erholung dienenden Unterbrechungen oder verbleibenden Entfernungen?

Alberts inzwischen scheinbar nachgewiesene These, Raum und Zeit trügen die untrüglichen Anzeichen von Krümmung führt mein Empfinden, beide Dimensionen verschwämmen unterwegs und unterschieden sich ebenso untrüglich bei Fernsucht wie Nahflucht wie einen Bullen an einem stählernen Nasenring. Ich ginge sogar soweit zu behaupten, dieser Sachverhalt sei synthesenhaft beweisbar - mathematisch, physikalisch, geometrisch zugegeben nicht, dennoch und immerhin, und ich sage es laut, PHYSISCH, weil wahrnehmbar, und was physisch wahrnehmbar auch messbar sein muss.

Eine Anmaßung? Jawohl! Wer wollte die Zeit bemessen, deren Herr und Erfinder unsere Vorstellungsfähigkeit bei weitem übersteigt, dessen bloßes Senkblei uns verstummen lässt ob seiner unfassbaren Entfernungen, deren Anfang und Ende nicht absehbar sind und uns fassungslos machen weil für unsereins einfach nicht zu fassen. Ich bereue wie Hiob. In der Tat befinde ich mich nach des Literaturnobelpreisträgers Lektüre immer wieder im sprachlichen Banne eben jenes Thomas Mann, nicht ohne ihn um seiner Sprachvirtuosität zu beneiden, arbeite ich mich doch nach Jahren wieder einmal an seinem Zauberberg und seines Protagonisten Hans Castorps Erlebnis- und Gefühlslagen ab - trotzdem: Verwechslung ausgeschlossen.

Man bezeichnet Manns' Zauberberg gemeinhin als Bildungsroman, weshalb ich ihn ursprünglich auch meinte lesen zu wollen bzw. zu müssen. Allerdings vermitteln weder der junge Hans noch sein weil mit militärischer Vorbildung belastet etwas grobschlächtiger Vetter weniger Bildung als befürchtet. Nur Hans' Mentoren ergießen sich in weitschweifigen Monologien, die für nahezu jeden erlesenen Erleser zur Herausforderung werden. Handlung gibt es beinahe keine. Wer also nicht unbedingt Freude an Wortjonglage auf schmalstem Handlungsseile hat, für den bleibt es eine kleine Lebensaufgabe, will sagen ein Leseprojekt, das man lange nicht aus den Augen verlieren will.

 
 
 

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