"Wechsel der Gefühle" - GEDANKENsplitter
- Art G. Kléber
- 16. Dez. 2017
- 2 Min. Lesezeit

Aufgabenstellung: Totaler Perspektivwechsel im Text
Also ich als Deutscher des beginnenden 20. Jahrhunderts, ich habe so die Nase voll. Jetzt haben wir den 1. Weltkrieg und damit auch unseren guten alten Kaiser verloren, diese merkwürdige in Weimar gegründete Republik bringt auch seit über 10 Jahren keine charismatischen Persönlichkeiten hervor und jetzt das: endlich ein starker Mann mit der Entschlossenheit einer echten Führerpersönlichkeit.
Ich habe sein Buch gelesen. Abgesehen von seiner Rassenidee gefällt mir, wie sich unser Land unter seiner Führung über die Völker der Welt erheben soll und wie er die Schmach der Versailler Verträge aufheben wird. Also so wie der redet trau ich ihm das zu. Endlich einer, der auch handelt - eine tolle Jugendorganisation mit Körperertüchtigung und Spaß in der Gruppe, Aufmärsche, die der wahren Kraft unseres schönes Vaterlandes und seiner stolzen Rasse Ausdruck geben, herrlich auch diese Bezüge zu unserer germanischen Vergangenheit, und dann die Fahnen...überall diese roten Fahnen! Jetzt habe ich ihn endlich gewählt.
Hmmm...was mir nicht so gefällt ist, wie er meine jüdischen Nachbarn behandelt. Enteignung, Arbeitsverbot, Hunger und Elend. Muss das sein? Ich höre von Deportation und Arbeitslagern. Über diesen Lagern weht der Geruch des millionenfachen Todes. Der Mann ist völlig ohne Skrupel. Dass er das mit der Weltherrschaft Deutschlands tatsächlich ernst gemeint hatte, hätte ich ja nie gedacht. Was für eine Politik der Unversöhnlichkeit, was für ein totalitärer Kriegswahn. Der lebt bald nur noch von Tabletten. Krank ist der, aber wie!
Fast alle haben ihm geglaubt, sogar ich, aber jetzt nicht mehr. Meinen Sohn hat er erschießen lassen, weil er den Kriegsdienst verweigert hat. Er hat das ganze Volk verführt. Und jetzt? Ganz Europa liegt in Trümmern. Millionen Tote. Völkermord an meinen jüdischen Nachbarn – eigentlich echt nette und sehr gebildete Leute. Alles ist kaputt – auch die Moral.
Was für ein Schwein, ich hasse dieses Monster, und ich bitte um Verzeihung für meine frühere menschenverachtende Haltung.
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