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  GEDANKENSPLITTER 

"Sinnhaftigkeit des Schreibens" - GEDANKENsplitter

  • Autorenbild: Art G. Kléber
    Art G. Kléber
  • 25. Sept. 2015
  • 3 Min. Lesezeit

Wie immer einfach losfühlen und schreiben, was die Miene hergibt. Nur eine dünne Schreibspur, bedeutet erst mal nichts. Selbst als gesponnener Faden bleibt sie ohne Sinn. So entsteht nur Wort an Wort. Manches hatte ich mir wohl dabei gedacht.

Einfach los schreiben ist die Devise, einfach so und schauen, was davon bleibt. Ist es nicht des Schreibers Hoheit, von seinem Werk nur zu bewahren, was subjektiv Wert hat, Wert für ihn? Und doch ist es dieser ihm innewohnende Rezensor, der ihm stehen lässt, was stehen bleiben und gelesen werden soll. Eine höhere Instanz, vielleicht der Vater, vielleicht der Freund, vielleicht das Wissen um Moral und Ethik, vielleicht Gott, beschneidet und begrenzt vorerst die Kreativität.

„Die Gedanken sind frei“, tönt das alte Lied, dessen Verfasser vielleicht nicht umsonst unbekannt geblieben, vielleicht von Anfang an im Pseudonym verfasste, auch wenn sich der spätere Germanistikprofessor Heinrich Hoffmann von Fallersleben dieses Werkes annahm und die heute verbreiteste Textfassung in Form brachte. Manchem rinnen die Tränen, ob der Unfreiheit, die den schöpferischen Geist engt, während in ihm diese Freiheitsmelodie verklingt.

Spannend ist, mit unverlöschlichem Schreibmaterial zu Werke zu gehen. Wenn alles bleibt, was einmal geschrieben, wird von Anfang an sorgfältiger formuliert. Der etwas sorglosere Schöpfungsakt mit Bleistift oder Computer ermöglicht, in der ständigen Rückschau zu verbleiben und neuen Gedanken nachträglich Raum zu verschaffen.

Warum schickt sich das Erschaffen von Neuem Geistigem nur so schwerfällig an, warum muss der Erschaffer sich erst innerlich befreien, damit er schaffen und schöpfen kann? Diese Befreiung sucht sich mühsam Wege von Kopf zu Hand, zu Fuß durchströmt gleichsam jede Körperzelle und lässt uns spielen, und singen, tanzen und zeichnen, malen und schreiben. Jedoch nur was aus dem Herzen kommt kann auch zu Herzen gehen.

Ist es Zufall, dass Musizieren mit Spielen sprachlich gleichgesetzt scheint? Musik ist schlimmstenfalls das Erklingen der rechten Töne zur rechten Zeit, kann aber andererseits auch seltsam erfüllen und bewegen, kann Stimmungen schaffen, Hochstimmung bis hin zum Frohlocken.

Wer dauerhaft schöpferisch tätig werden will, muss wohl bald davon absehen im Schweiße seines Angesichts immerfort zu erarbeiten, er hat das Privileg zu genießen jeden Augenblick dieses Aktes, spielerisch im Sinne eines verspielten Kindes, Gedanken und Gefühlen freien Lauf zu lassen und auch Ergebnisse zuzulassen, die nicht dem inneren Rezensor zum Opfer fallen.

Dieses Spielen mir Wörtern und Worten, mit Pinsel und Farben, mit Instrument und Partitur kann schöpferische Glückseeligkeit verschaffen und ist bestenfalls nicht einmal ergebnisorientiert. Belobigungen sind dann Nebensache, und doch der Schauspieler braucht den Applaus, und so verwundert es nicht, dass die meisten Kreativen einen Kanal finden, um zu präsentieren.

Mangelt es dem Künstler an Bescheidenheit, sein Werk auszustellen, zu verlegen, aufzuführen und damit auch sich selbst darzustellen? Wie tief solch inneren Ressentiments doch verwurzelt sein mögen. Wie viele Werke blieben unsigniert oder unter Pseudonym, um vorhandene Begabungen nicht unbescheiden zu verwalten. Das spätere Kernmotiv des erwähnten Volksliedtextes, findet sich schon nachweislich seit dem 13. Jahrhundert in einer Sinnspruchsammlung eines gewissen Freidank, bezeichnenderweise in seinem Werk "Bescheidenheit".

Es tut gut, zu schreiben und darum zu wissen auch gelesen zu werden. Auf diese unverblümte Weise wird der Verseschmied selbst zum Buche, indem zu lesen er durch Publikation einwilligt. Schauspieler ohne Publikum machen keinen Sinn. Auch der große himmlische Schöpfer, hatte scheinbar von Anfang an im Sinn, seine Schöpfung mit seinen Geschöpfen zu teilen, sie zu bereichern, zu beglücken und sinnvoll zur eigenen Freude zu beschäftigen. Teilen macht Sinn, teilen macht glücklich und ist weder Ausdruck von Unbescheidenheit noch von Naivität, sondern ein natürlicher und uralter Wunsch. Höhlenmalereien aus Zeiten bevor es Schrift gab zeugen von diesem frühen Drang zur Veröffentlichung und erlauben uns einen tiefen Einblick in die Herzen unserer Vorfahren.

Jetzt liest es jemand, versteht wohl etwas – vielleicht nicht mal, was ich meinte. Nun macht die Schrift plötzlich Sinn, bedeutet dem Leser, was es ihm bedeuten kann. Schrift und Wort verweben sich in Herz und Sinn mit Zeit und Raum.

 
 
 

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